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Kompetenzentwicklung bei der Nutzung von digitalen Werkzeugen

OER.Digichem.nrw: Digitale Kompetenzen in der Chemieausbildung fördern

Das Projekt OER.DigiChem.NRW ist ein gemeinsames Projekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Bergischen Universität Wuppertal und der Technischen Hochschule Köln. Es wird im Rahmen der Landesinitiative OER.Content.nrw vom 1.10.2020 bis zum 31.12.2022 durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

OER.Digichem.nrw

Die heutige Generation Studierender wird häufig als „Digital Natives“ bezeichnet. In der Realität offenbart sich jedoch häufig ein beachtenswertes Defizit an digitalen Kompetenzen. Insbesondere in der Chemie sind solche Fähigkeiten von zentraler Bedeutung, sei es im Umgang mit spezifischer Software oder bei der Anwendung von eher selten benötigten Funktionen von Standardsoftware in fachfernen Kontexten.

Was ist OER?

Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien, die frei verfügbar sind und ohne finanzielle Barrieren genutzt, geteilt und angepasst werden können. Der Kerngedanke von OER besteht darin, den freien Zugang zu hochwertigen Lehr- und Lernressourcen zu fördern, um Bildung zugänglicher zu machen.

Diese Ressourcen können verschiedene Formen annehmen, darunter Texte, Multimedia-Inhalte, Software und interaktive Kurse. Der entscheidende Aspekt von OER liegt in der Lizenzierung, die es beispielsweise andere Lehrenden erlaubt, die Materialien für ihre eigenen pädagogischen Bedürfnisse zu verwenden, zu teilen und sogar zu verändern, um sie an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Dies fördert nicht nur die Verbreitung von Wissen, sondern auch die Kreativität und Zusammenarbeit in der Bildungsgemeinschaft. Das bedeutet, dass ein/eine Lehrende*r Materialien erstellt, und andere Lehrende können diese Materialien frei für ihre Lehrtätigkeit nutzen.

OER Lizenzierung

In der Regel erfolgt die Lizenzierung von OER-Materialien nach dem CC-Modell (Creative Commons). Dieses Modell, das auch von Wikipedia genutzt wird, ermöglicht es, Inhalte unter bestimmten Bedingungen zu teilen. CC-lizenzierte Inhalte können von anderen ohne zusätzliche Einwilligung des Urhebers für unterschiedlichste Zwecke genutzt werden. Diese Form der Lizenzierung ist nicht ausschließlich auf den Bildungssektor beschränkt, wird jedoch auch im OER-Bereich häufig angewendet.

Bei CC-Lizenzen finden sich oft Zusätze wie CC BY, CC SA, CC BY SA, usw. Doch was bedeuten diese Ergänzungen? CC BY steht für „Attribution“ und erlaubt die Nutzung, Veränderung und Verbreitung, solange der Urheber korrekt genannt wird. CC SA bedeutet „ShareAlike“ und erfordert, dass abgeleitete Werke unter derselben Lizenz veröffentlicht werden. CC BY SA kombiniert beide Bedingungen, sodass abgeleitete Werke sowohl genutzt als auch geteilt werden können, solange der Urheber genannt und dieselbe Lizenz beibehalten wird. Diese Ergänzungen bieten verschiedene Grade an Freiheit und Kontrolle über die Verwendung von OER-Materialien.

OER spielen eine wichtige Rolle in der Förderung von Offenheit, Chancengleichheit und Innovation in der Bildung. Durch die Beseitigung von Kostenbarrieren und die Erleichterung des freien Austauschs von Bildungsinhalten tragen OER dazu bei, Bildung für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen und bieten die Möglichkeit, die Qualität von Lehr- und Lernmaterialien zu verbessern.

Ziele des Projekts

Das OER.Digichem.nrw Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Defizit entgegenzuwirken und digitale Kompetenzen in der chemischen Bildung gezielt zu fördern. Ein Schlüsselaspekt liegt in der Erstellung von interaktiven Videotutorials. Diese Tutorials werden flexibel auf den gängigen Lernplattformen wie Ilias und Moodle bereitgestellt. Zudem werden sie in curricularen Lehrveranstaltungen eingeführt und modulübergreifend genutzt, um einen nachhaltigen Lerneffekt zu erzielen.

Im Fokus steht dabei nicht nur die Vermittlung von Kenntnissen im Umgang mit fachspezifischer Software, sondern auch die Förderung von digitalen Fähigkeiten in einem breiteren Kontext. Das Projekt OER.Digichem.nrw trägt dazu bei, Studierenden nicht nur die erforderlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, sondern auch ihre digitale Souveränität in der komplexen Welt der Naturwissenschaften zu stärken.

Videotutorials aus dem Projekt

Veröffentlichungen aus dem Projekt

Berichte über das Projekt

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Schöne neue Lernwelt

Informationstechnologie, digitale Medien, das Internet sowie die „Informationsmobilität“ stehen für die bislang letzte große
grundsätzliche Veränderung der Medienlandschaft. Menschen kommunizieren anders untereinander und mit Maschinen, die
auch untereinander kommunizieren können.

Bert Zulauf, 2015 in ZIM die erste Dekade
hoersaal

Um die positiven Effekte dieses Umbruchs zu betonen und die negativen Effekte zu berücksichtigen, ist eine veränderte Sicht auf Lernen und Lehren hilfreich.

Universitäten und Hochschulen sind auf besondere Weise betroffen und beschäftigt mit der digitalen Transformation. Auf der einen Seite geht es darum, zukunftsfähige Konzepte für die Kernprozesse Forschung und Lehre zu entwickeln und die Wissenschaftsadministration dahingehend anzupassen. Andererseits geht es um Kompetenzen der Studierenden, der Lehrenden, der Forschenden und der weiteren Akteure im Wissenschaftsbetrieb. Für beide Aspekte spielt die Gestaltung der Umgebung, der „Lernwelt“ eine wichtige Rolle.

6 Positionen

Bildung sollte ein Basis-Baustein sein, auf den Menschen jederzeit barrierearm zugreifen können

Immer mehr und neue Methoden ermöglichen Zugang zu Wissen und Informationen. „Lernwelten“ könnten den Kompetenzerwerb beim Wechsel von Schulen an Universitäten und Hochschulen unterstützen, beispielsweise durch begleitete Angebote innerhalb der Studieneingangsphase. Sie können dazu beitragen, dass Lernende und Lehrende Erfahrungen und Kompetenzen mit modernen Methoden oder Themen, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Virtual- /Augmented Reality, Media Literacy und Data Literacy sammeln können.

Hochschulen und Schulen sollten diesen Veränderungsprozess aktiv mitgestalten

Bislang findet eine zukunftsweisende Gestaltung von „Lernwelten“ lokal in einigen Universitäten, Hochschulen oder informierten Kreisen statt. Diese zum Teil heute noch als herausragende, einzelne Veränderungen wahrgenommenen Irritationen im Hochschulbauwesen sollten mehr Beachtung finden und vor allem als Zukunftsvision weniger Irritation auslösen. Die Informationen zu solchen innovativen Lernraumprojekten und Praxisbeispiele können als Blaupausen für weitere Veränderungsideen oder Planungen dienen, Anregungen zum Informationsaustausch bieten und Bewusstsein für die Gestaltung von „Lernwelten“ im Wissenschaftsmanagement und in der Politik schaffen.

Erfahrungen und auch Fehler beim Einsatz innovativer Technologien und Medien sollten als aktive Lernkomponenten (aller) angesehen werden.

Lernende stehen vor der explosionsartigen Zunahme von Wissen und Informationen und der damit einhergehenden Zunahme von Wissenschaftlern, Methoden, Tools und Zugangsmöglichkeiten zu Informationen. Hochschulen sollten die Möglichkeiten dieser Wissensgesellschaft nutzen und offen für neue Erfahrungen sein, um auch die möglichen Risiken zu erkennen und zu berücksichtigen.

„Lernwelten“ können bei der Gestaltung des Formats und als kreative Räume unterstützen. Neue, innovative Formate erfordern möglicherweise ein radikaleres Umdenken bei Bau- und Umbaumaßnahmen.

Rahmenbedingungen sollten geschaffen werden, bei denen die Veränderung von instruktionszentriertem Lehren hin zu unterstützendem und beratendem Lehren hilfreich sind und die Selbstorganisation Studierender fördern.

Es stellen sich Fragen zur Veränderung von Hörsälen oder Seminarräumen und ob in deren Umgebung zusätzliche „Lernwelten“ für kleinere Gruppen möglich sind. Die Reflexion und Unterstützung von Studierenden, die sich Wissen zunehmend eigenständig erarbeiten sollen, ist diesbezüglich eine wichtige Rahmenbedingung.

Strategien sollten taktische Komponenten enthalten und kurzfristiger, dynamischer und proaktiv Wirkung entfalten.

Die Gestaltung von „Lernwelten“ ist eine strategische Aufgabe mit taktischen Komponenten. Größeren Baumaßnahmen gehen lange Planungszeiten und Finanzierungsrunden voraus. Hochschulen sollten frühzeitig Fakultäten, Fächer und Infrastruktureinrichtungen wie Bibliotheken, Rechen- und Medienzentren und Baudezernate zusammenbringen und solche Maßnahmen durch ein übergreifendes Gesamtkonzept eingeordnet umsetzen. Die Zusammenarbeit von Fakultäten oder Fächern mit Infrastruktureinrichtungen spielt zusätzlich eine wichtige Rolle, um die notwendige Heterogenität der Raumbedarfe mit abzubilden: Bei Neubaumaßnahmen in den Naturwissenschaften werden etwa 70 % Laborflächen geschaffen und auch im Bereich der Medizin oder bei den Ingenieurwissenschaften finden sich Beispiele für sehr unterschiedliche Bedarfe.

Zusätzlich können taktische Komponenten helfen, um im Rahmen der Bauplanung oder später im Baubestand kurzfristiger und dynamischer Anpassungen, Ergänzungen oder Veränderungen umzusetzen. Solche Komponenten setzen eine zum Teil universale, flexible und agile Planung und Governance voraus und ermöglichen Hochschulen schneller neue oder veränderte Bedarfe aufzugreifen und proaktiv Wirkung zu entfalten.

Aus Bauen sollte mehr und schnelleres Umbauen werden; der Baubestand muss daher anpassungsfähiger werden.

Für die zukünftige Gestaltung von „Lernwelten“ sollten umfangreichere, bessere und schnellere Umbaumöglichkeiten entwickelt werden und der vorhandene Baubestand muss anpassungsfähiger werden.

Kommunikation verändert sich: Menschen kommunizieren anders miteinander und mit Maschinen, die auch untereinander kommunizieren können. Beispielsweise Kommunikation über mobile Endgeräte, die derzeit in Schulen stark reglementiert ist, wird ab der Studieneingangsphase als selbstverständliches Instrument zur Informationsbeschaffung vorausgesetzt.

Aus „pen & paper“ wird „bring your own device“.


Aus dem persönlichen Umfeld kennen Studierende Kommunikationstools und „Digitale Assistenten“ zu deren Potenzialen an Hochschulen bislang kaum Erfahrungen existieren.
Die Gestaltung von „Lernwelten“ sollte Raum für Innovationen und Experimente beinhalten. Studierende sollten generell einbezogen werden und solche Gestaltungs- oder Innovationsprozesse begleiten oder die Möglichkeit erhalten, Teil des Prozesses oder Experiments zu werden.

Die Studienanfängerquote ist in den letzten 10 Jahren in Deutschland nochmals deutlich angestiegen auf derzeit über 55 % – damit ist Studieren und der Erwerb wissenschaftlicher Kompetenz mitten in der Gesellschaft angekommen. Hochschulen sind „öffentliche Räume“ und können als Schnittstelle zu Technik, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Verantwortung übernehmen und Antworten geben. Lernwelten sollten mit „(welt)offener Architektur“ einen barrierearmen Zugang zu Bildungsgelegenheiten und Lernmöglichkeiten schaffen und Gestaltungsspielräume offen lassen. Neben hochschul-spezifischen Ideen sollten die Ideen und Möglichkeiten verbreitet werden, die sich aus der Gestaltung von „Lernwelten“ an Hochschulen ergeben und deutschlandweit breit genutzt werden. Hervorzuheben sind Bereiche wie die Studieneingangsphase, die Zusammenarbeit von Hochschulen mit Schulen und die Orientierung von Schülern bei der Studienwahl sowie die Hochschule als „öffentlicher Raum“ und als Ort für lebenslanges Lernen.

Weitere Informationen

„Lernwelt Hochschule : Dimensionen eines Bildungsbereichs im Umbruch“ / Stang, Richard; Becker, Alexandra (Hrsg.), S. 182-210. Berlin: De Gruyter Saur. DOI:10.1515/9783110591026-010

„Zukunft Lernwelt Hochschule : Perspektiven und Optionen für eine Neuausrichtung“ / Stang, Richard; Becker, Alexandra (Hrsg.), S. 213-256. Berlin: De Gruyter Saur. DOI:10.1515/9783110653663-020